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Sinnliche Gedankenflüge

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BDSM

Wie gut kannst Du Deine Neigung zu BDSM oder Fetisch für Dich selbst akzeptieren?

In meiner Lieblingscommunity Schattenzeilen, in der ich seit Jahren schon angemeldet und als Autorin aktiv bin, wurde eine Frage gestellt, die so einfach gar nicht zu beantworten ist: Wie gut kannst Du Deine Neigung zu BDSM oder Fetisch für Dich selbst akzeptieren? Ich werde versuchen, zumindest für mich eine annehmbare Antwort zu finden.

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich gerade entdeckte, was meine Sehnsüchte und Fantasien wirklich bedeuteten. Ich kannte mich plötzlich selbst nicht mehr und musste eine Entscheidung treffen, ob ich mich mit dem Entdeckten und damit mit mir selbst auseinandersetzen wollte oder aber all das verdrängen und damit mein Leben in gewohnten Bahnen weiterlaufen lassen wollte. Gebunden an einen Mann, mit dem mich nichts mehr verband als Gewohnheit und die Verantwortung für die gemeinsamen Kinder, einem Mann, der sich über viele Jahre hinweg zunehmend nur noch um sich selbst kümmerte und damit beschäftigt war, seinen Nikotin- und Alkoholpegel konstant hoch zu halten, fiel es mir nicht schwer, mich für neue Wege zu entscheiden.

So leicht, wie sich das jetzt hier niederschreibt, war es aber ganz bestimmt nicht. All die Jahre in dieser Ehe mit ihm hatte ich mich mehr und mehr selbst aus den Augen verloren und damit verlernt, meine Bedürfnisse zum einen zu benennen und zum anderen deren Erfüllung einzufordern. Nur in meinen Träumen, in den Fantasien meiner einsamen Nächte sah ich mich auf eine Art, über die ich einfach nie zu sprechen wagte. Die Faszination absoluter Hingabe, die Sehnsucht danach, beherrscht und doch geliebt zu werden, der Traum davon, gefesselt zu sein durch Ketten, Seile und viel mehr noch über die Psyche und den Intellekt– all das blieb viele, viele Jahre unausgesprochen.

Mehr oder weniger unbewusst flüchtete ich mich in Arbeit und widmete mich meinen Kindern. Der Mann, mit dem ich unter einem Dach lebte und dessen Mich-Wollen als Frau ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr spürte, sah in mir wahrscheinlich nur noch eine gut funktionierende Haushaltsmaschine, als jemanden, der durch den Beruf auch noch für eine gewisse finanzielle Absicherung sorgte und als Mutter der Kinder, denen sie sich hingebungsvoll widmete. Als Frau, als Weibchen und als begehrenswert fühlte ich mich dadurch natürlich nicht. Ich flüchtete in Arbeit, sagte zu allem Ja, nur um keine Zeit zum Nachdenken zu haben oder nach Hause zu müssen.

Ein gesundheitlicher Zusammenbruch erst war nötig, um mich auf meinen neuen Weg zu bringen. Plötzlich hatte ich Zeit zum Nachdenken und für die gezielte Selbstwahrnehmung. Ich sah in den Spiegel, sah ein aus den Fugen geratenes Wesen (oft linderte ich meinen Frust in den Jahren bis zu diesem Zeitpunkt durch Süßigkeiten und andere Leckereien). Ich sah mich mit einem anderen, sehr distanzierten Blick und stellte fest, das bin ganz bestimmt nicht Ich. Irgendwo hinter all den Speckfalten musste es die Frau mit ihren Träumen und Sehnsüchten geben. Ich musste sie nur wieder sichtbar machen. Über Monate hinweg speckte ich die angehäuften Frustkilos ab, wurde plötzlich auch von außen wieder als Frau wahrgenommen und sonnte mich anfangs verlegen, jedoch zunehmend selbstbewusster in den Komplimenten, die ich erhielt.

Zugleich entschloss ich mich, mich von meinem Mann zu trennen. Und damit war der Weg frei, zu mir selbst zu finden. Über eine Datingcommunity wurde mir in einem sehr langen Chat gezeigt, was all die Jahre in mir schlummerte. Es bekam einen Namen, der mich zuerst ganz schlimm erschreckte: BDSM. Trotz meines Erschreckens jedoch trieb es mich weiter. Ich wollte wissen, wollte alles wissen, wollte mich endlich erkennen. Mit den zunehmenden Kenntnissen, durch lange Gespräche und auch reale Begegnungen mit Menschen, die so „ticken“ wie ich und auch durch erste Erfahrungen wurde ich mir meiner selbst immer sicherer.

Auf dem Weg, den ich bis heute gegangen bin, sollte mir noch einiges begegnen, was für Verwirrung, für Angst, für Unsicherheit sorgte. Aber ich habe auch gelernt: nicht jeden Schuh muss ich mir anziehen, ich habe die Wahl, nur das zuzulassen, was mir guttut. Ich habe gelernt, dass nur durch Liebe die von mir ersehnte Erfüllung durch Hingabe möglich ist, dass Tiefe nur dann entsteht, wenn man auf allen Ebenen, sowohl den geistigen, den zwischenmenschlichen, den sexuellen und denen, die unser Sosein so besonders machen, aneinander wächst. Mit dieser zunehmenden Sicherheit konnte ich mich immer mehr selbst annehmen und akzeptieren, dass ich so bin, wie ich bin.

Inzwischen bin ich stolz, diesen Weg gegangen zu sein. Von diesem stillen, verhuschten Etwas aus den Jahren meiner Ehe ist nichts mehr übrig. Durch meine Selbstakzeptanz fühle ich mich zugleich schön und begehrt und bin es auch. Angekommen in einer Beziehung, die erfüllend ist und in der ich mich trotz der oft alltäglich zu meisternden Kämpfe (noch sind nicht alle Altlasten aufgearbeitet) glücklich und geliebt fühle, bin ich heute eine selbstbewusste Frau, die erhobenen Kopfes ihren weiteren Weg geht.

Nachdenken über die "O"

Wie so viele andere hat auch mich die „Geschichte der O“ nach dem ersten Lesen fasziniert. Sie begegnete mir in einer Zeit inneren Umbruches, in der ich mich vielem neu öffnete und ich alles hinterfragte, was sich mit mir und meinem Sein in Beziehung setzen ließ. Die Zeilen von Pauline Reage berührten mich auf eigentümliche Weise. Meine devote Seite fühlte sich angesprochen und im Einklang mit der „O“. Aber selbst zur „O“ werden, so leben, wie sie, das wollte ich nie. In den Jahren nach der Erstlektüre fand ich in mir meinen Weg und wurde mir meiner und der Ansprüche an diejenigen, mit denen ich mich umgeben mochte, immer sicherer. Doch die „O“, aber auch ihre Gegenspieler René (der mehr und mehr zum Statisten wird) und Sir Stephen ließen mich nie ganz los, begegneten sie mir doch auf indirekte Art immer wieder in Profilen diverser Communitynutzerinnen und dem Wunschdenken verschiedener Herren, die natürlich gern Herr über eine Frau mit dem Wesen der „O“ wären. Ich denke, die meisten haben sich nicht wirklich Gedanken gemacht, was es bedeutet, diese Romanvorlage 1 : 1 umzusetzen. Mal davon abgesehen, dass allein die Äußerlichkeiten kaum die Möglichkeit zu der Verwirklichung dieses Wunschtraumes bieten können. Es gibt nun einmal kein Roissy, in der man sein Mädchen abgeben kann, damit es dort widerspruchslos zu ertragen lernt, was immer die so genannten Herren in ihrem sadistischen Tun umzusetzen gedenken. Viele vergessen schlicht, dass die „O“ eine fiktive Idealfigur ist, perfekt in ihrer Hingabe und perfekt auch, zumindest im Buch, in ihrer Konsequenz, diese Hingabe in dem Wunsch gipfeln zu lassen, mit Einverständnis ihres Herrn sich dem Tod übergeben zu können. Im Buch ist Sir Stephen damit einverstanden. Welch Herr, dem etwas an der Frau liegt, die sich in solcher Vollkommenheit und absoluter Hingabe schenkt, würde zulassen, dass sie den Freitod wählt? Wie kann ein Herr so verantwortungslos sein, die Zeichen, dass solche Gedanken in ihr schlummern, zu übersehen und dann vielleicht auch noch stolz darauf sein? Ist es nicht die Liebe in gegenseitiger Hingabe, die eine solche starke Verbindung in tiefstem Vertrauen erst ermöglicht? Keine Frau kann sich auf Dauer hingeben, wenn ihre Liebe nur einseitig ist, sie zunehmend spürt, dass sie nicht nur benutzt, sondern auch ausgenutzt wird, ohne dass sie das Gefühl hat, in der Liebe ihres Herrn Halt zu finden. Liebe ist die stärkste Fessel zwischen zwei Menschen, wenn sie beidseitig vorhanden ist. Liebe wird zur Geißel, wenn sie einseitig ist. Vor allem dann, wenn sie der Befriedigung egomaner  Ziele dient, an der die Devota am Ende nur scheitern und zerbrechen kann, weil sie keinen konstanten Kraftspender hat. Sicher wird sie Momente des Stolzes haben, doch eben nur winzige Augenblicke, in denen sie verdrängt hat oder noch nicht realisierte, dass sie von ihm absolut nichts erwarten kann und ihr Stolz keine Würdigung erfährt.

Ich las das Buch mehrfach, lernte die Autorin in einem gedruckten Interview, das für die Zeitschrift Elle niedergeschrieben wurde, kennen und in ihrer Lebenseinstellung schätzen, sah sowohl die alte Kinoverfilmung, als auch die fünfteilige Neuverfilmung mehrfach. Je mehr ich mich mit ihr auseinandersetzte, umso mehr Distanz bekam ich zu ihr, wobei ich hier allerdings zwischen Buch und den Verfilmungen unterscheiden muss.

Im Buch ist die „O“ eine Frau, die in eine vollkommene Abhängigkeit geführt wird und die als eigenständig denkender Mensch immer mehr den Bezug zum alltäglichen Leben verliert. Wir erleben sie zuhause mit einer Angestellten, die sich um so lapidare Dinge wie Wohnungsreinigung und Haushaltsführung kümmert,  in Roissy, wo sie ebenfalls einen wenn auch sadistischen Diener zu ihrer Verfügung hat, und selbst im Hause Sir Stephens verfügt sie über seine Hausangestellte Nora. Selbst ihre Arbeit als Fotografin ist nur Mittel zum Zweck, um ihren Gehorsam und ihre Hörigkeit zu betonen. Sicher ist das Ausleben einer devoten Veranlagung in wahrer Hingabe etwas ganz Wundervolles. Jedoch hat das im Beruf und in der Konfrontation mit Menschen, die damit nicht umgehen (können) nichts verloren. Keiner sollte in Erklärungszwänge geraten in einer Zeit, in der das Wesensbild ausgelebter Dominanz und Submission als unnormal, ja krankhaft angesehen wird und in einzelnen Berufsbereichen sogar bis hin zur Kündigung und öffentlichen Bloßstellung führen kann.

Im Buch bleibt sie die hingebungsvoll Devote, deren Geschick von den Männern gelenkt wird. Im Film jedoch ändert sich ihre Position. Sir Stephen wird zum Mittel ihrer Lusterfüllung. Sie entscheidet am Ende, was geschieht, wann sie das Branding erhält, wann sie gepeitscht wird, ja selbst, dass am Ende des Filmes Sir Stephen ihr Zeichen trägt. Der Film nutzt das Mittel des Happy End, in dem sich beide in Liebe vereinen – eine mir zumindest sympathische Lösung.

Im Gesamtbild ist die „O“ eine Frau, die zum willenlosen Spielball männlicher Lust wird. In Roissy wird sie täglich gepeitscht, bis Striemen ihren Körper zieren. Dabei spielt es keinerlei Rolle, wer die Peitsche schwingt – die eigentliche Aktion verliert ihre Seele und wird in meinen Augen dadurch zur puren Gewalt. Für mich sind Striemen Spuren, die die Intensität der körperlichen Verbindung zu meinem Herrn zeigen und zum Ausdruck unserer Liebe werden. Ich trage sie mit Stolz. Diese Spuren gehören nur uns beiden und tragen seine Handschrift. Und obwohl „O“ immer wieder beteuert, dass sie René liebe, was sicherlich in dem Moment auch der Fall ist, so ist es für mich eher eine Schutzreaktion, um zu verdrängen, dass sich alle an ihr bedienen. „Ich liebe ihn, also erfülle ich ihm den Wunsch, dass er mich an andere weiterreichen darf.“ Wie weit darf Liebe gehen? Wo bleibt der Gedanke der Eigenverantwortlichkeit, des Selbstschutzes?  Dieses Bedienen reicht bis in die sexuelle Benutzbarkeit. Auch hier muss sie jedem zur Verfügung stehen, jederzeit und an jedem Ort. Mal davon abgesehen, dass nach ihrer Sicherheit und der der Männer gar nicht gefragt wird und dies absolut unverantwortlich ist: welch wirklich liebender Herr würde seine ihm so sehr vertrauende Skavin oder Sub durch all die Hände reichen? In diversen Gesprächen wird dann von Stolz gesprochen, dass andere ihr Eigentum so sehr begehrenswert finden, dass sie es mitbenutzen wollen – eine verdrehte Sichtweise, wenn man diese Benutzung dann auch zulässt. Die Sicht: „Sie gehört mir und nur mir.“ empfinde ich als wesentlich gesünder. Natürlich können andere eine Frau begehrenswert finden. Doch das wird den Stolz des Herrn nur erhöhen, zugleich aber auch seinen Beschützerinstinkt schärfen. Die Liebe unter den Vorzeichen von Dominanz und Submission ist nicht nur unendlich intensiv, sondern besitzt eine Reinheit, eine Klarheit, die durch das Eindringen anderer gestört werden würde. In der Geschichte der „O“ geht es nach der Ausbildung sogar soweit, dass René, der die „O“ angeblich so sehr liebt, sie am Ende weiterreicht an Sir Stephen, als wäre sie ein Gegenstand und kein fühlender Mensch. René, der ihr doch Halt geben sollte, die Sicherheit liebender Arme, stößt sie so von sich. Real würde eine Sklavin oder Sub abstürzen, denn ein liebender und verantwortungsvoller Herr verlässt diejenige, die sich ihm so absolut überantwortet, nicht einfach, ist an sie genauso gebunden, wie sie an ihn. Bereits in Roissy sagt er ihr, dass es einen Sir Stephen im Hintergrund gibt. Dass sie  in die Hände dieses Mannes weitergereicht wird, ist also langfristig geplant und gewollt und wird ihr unter dem falschen Deckmantel einer nicht vorhandenen Liebe auf dem Teller ihrer Hörigkeit serviert. Für mich hat das den schalen Beigeschmack einer Second-Hand-Ware.

Wenn ich mir nun all die Menschen in den Communitys anschaue und auch diejenigen, denen ich bereits begegnete und die meinten, so leben zu müssen, wie in dem Buch oder Film, so mag es zwar sein, dass sie genauso von der Hingabefähigkeit der „O“ und ihrer Devotion fasziniert sind, doch wenn man wirklich einmal konkret hinterfragt, ob sie in vollem Bewusstsein und der absoluten Konsequenz tatsächlich wie die „O“ sein möchten, dann stellt sich ganz schnell heraus, dass das zwar im Kopfkino wunderbar funktioniert, real lebbar sind jedoch nur einzelne Bereiche, oft nur einzelne Wesenszüge, die man sowohl im Buch, als auch im Film finden kann. Die Masochistin wird es wunderbar finden, immer wieder dem Schmerz ausgeliefert zu sein – vielleicht auch einmal im Beisein anderer Herren, wenn sie exhibitionistisch veranlagt ist. Ich wage jedoch zu bezweifeln, ob sie tatsächlich von jedem auch die Peitsche zum Beispiel spüren möchte, nicht wissend, ob er sie tatsächlich auch verantwortungsvoll zu führen vermag. Die Devota wird sich angesprochen fühlen von ihrer Hingabefähigkeit, von ihrem Gehorsam und ihrer Duldsamkeit. Das Gefühl des Machtgefälles steht für sie an erster Stelle. Doch beide, die Masochistin und die Devota oder auch diejenige, die beides in sich vereint werden doch immer wieder den sicheren Halt suchen, den nur ein liebender Herr zu bieten hat. Außer ein paar abgedrehten Kopfkinospielern ist mir real noch keiner begegnet, der einfach hingenommen hätte, weitergereicht zu werden, wenn der Herr ihrer (oder seiner) überdrüssig geworden wäre. Und selbst das Argument, es wäre doch wunderbar, seine Sklavin auch von einem anderen Herrn miterziehen zu lassen, ist in meinen Augen absolut nicht tragfähig. Es ist ein Eingeständnis von Schwäche, ein Zeichen, dass er sich den Ansprüchen seiner Sklavin / Sub nicht gewachsen fühlt, dass er selbst nicht in der Lage ist, sie nach seinem Bild zu formen. Eine wahre Sklavin würde das bald schon erkennen und das wäre der erste Schritt zur Loslösung von ihrem Herrn und damit ein Bruch in ihrer Hingabe, der wohl kaum mehr zu beheben wäre. Außerdem ginge der Herr ein unglaubliches Risiko ein. Er würde zugeben, dass ein andere besser wäre – wenn er es dann tatsächlich ist, bestünde die nicht ganz unrealistische Möglichkeit, dass sich zwischen dem zweiten Herrn und ihr Bande knüpfen in einer Festigkeit, wie sie bei ihrem eigentlichen Herrn nicht zu finden sind, denn ihre Seele bekäme dadurch wesentlich mehr Erfüllung ihrer Sehnsüchte. Eifersuchtsdramen sind vorprogrammiert, Gewissenskonflikte sowieso. Ich möchte zu meinem Herrn aufschauen, möchte das Gefühl haben, er ist der Beste für mich, neben ihm kann kein anderer bestehen, uneingeschränkt, immer. Andere haben darin keinen Raum.

Liebe ist etwas zwischen zwei Menschen und zwischen meinem Herrn und mir drückt sie sich nicht nur in ihrer Lebbarkeit aus, sondern auch durch seinen Griff in meinen Nacken und in meine Haare, den ich nur bei ihm zulasse, in seinen Spuren, die er auf meiner Seele, aber auch auf meiner Haut hinterlässt, in den langen Gesprächen, in denen wir unseren Gefühlen, seien sie nun gut oder auch einmal weniger gut, Ausdruck geben. All das knüpft ein Band zwischen uns, das kein anderer zerreißen kann, bindend für uns beide. Und nur das macht meine wahre Hingabe möglich, absolut und in aller Konsequenz, 24 Stunden am Tag, immer. Unser Verständnis von Domination und Submission, von Sadismus und Masochismus ist untrennbar verbunden mit der Liebe, die all das zusammenhält.

Erblühen

Die Knospen meiner Blütenträume,
genährt von meiner Sehnsucht,
sonnen sich in unserer Liebe,
öffnen sich,
die einen langsam, zaghaft fast,
andere in der Momentaufnahme eines Augenblicks,
offenbaren nicht nur Farben
im Sinnenrausch unseres Seins.
Getragen von deiner Macht,
die ich dir schenke,
erblüht auch sie,
die tiefschwarze Rose
unserer dunklen Lust.


Gier

Ketten, die mich halten. Schwarze Seide, über meine Augen gelegt, die meine Sinne schärft. Ich lausche den Klangspuren, die du in den Raum zeichnest, erspüre mit meiner Haut deinen Atem und deine Wärme. Du berührst mich mit zarten Fingerspitzen und meine Nackenhärchen richten sich auf. Atem, gierig eingesaugt, füllt meine Lungen und wird als lustvolles Stöhnen wieder entlassen. Ich biege mich dir entgegen, möchte dich spüren, mehr, immer mehr.

Ich höre dein dunkles Lachen, das mir dein Begreifen zeigt. Zarte Fingerspitzen werden zu Krallen, zeichnen heißglühende Spuren auf meine Haut. Sie wird zur Leinwand deiner sadistischen Lust, Briefpapier deiner Liebe.  Male dein Bild, schreib deine Worte der Liebe! Mehr, immer mehr.

Plötzliche Leere, spüre dich nicht mehr, lausche, warte. Banges Verharren in keimender Lust. Wo bist du? Dein Griff in meinen Nacken, dein Griff nach meinen Brüsten, fest, hart, lustvoll und gierig zupackend. Klammern, die mich beißen. Atem, schmerzvoll eingesaugt, lässt mich beben, entweicht als wimmerndes Stöhnen. Ich biege mich dir entgegen, biege mich dem Schmerz entgegen, den nur du mir zu geben vermagst. Mehr, immer mehr.

Wieder höre ich dein Lachen, bebend nun in deiner Gier nach mir. Ich winde mich im Biss der Klammern, erspüre lustvolles Pulsieren meines glühenden Blutes, Lavastrom meiner Lust, meines Schmerzes. Ich lausche, erspüre dich, höre ein Surren, das Lied der Peitsche, mit der du mich liebevoll umarmst. Grellrot brennende Pinselstriche auf der Leinwand meines Ichs dringen als Leuchten in meine Seele. Mehr, immer mehr.

Ich zähle die Schläge nicht mehr, spüre, winde mich blind unter tränennasser Seide, schwebe in der Glut meiner Hingabe an dich, trinke von der Pein, in der du mich fliegen lässt und löse mich auf.

Stille.

Duft nach Tränen, nach Schweiß, nach Lust.

Dein Atem tröpfelt in mein Bewusstsein. Zarte Fingerspitzen weisen mir den Weg. Deine Arme halten mich, fangen mich auf, fügen mich zusammen und sorgen dafür, dass ich mich nicht verliere in unserer Gier.


Kalter Stahl

Was geschah hier nur mit ihr? Warum ließ sie das zu, gestattete ihm, so Hand an sie zu legen? Noch vor wenigen Minuten saßen sie eng aneinander gekuschelt auf der Couch und planten das Wochenende, an dem sie sich mit Freunden treffen wollten. Sie hatte eine lange, ziemlich stressige Arbeitswoche hinter sich, in der sie mehr geleistet hatte, als man ihr bezahlen würde. Sie konnte wieder einmal nicht Nein sagen und so hatte sie einen Riesenberg Arbeit zu bewältigen, hinter dem auch noch Termine standen. Nun fiel dieser Stress langsam von ihr ab und sie konnte sich endlich entspannen. Dampfender Kaffee stand vor ihnen und sie hatte eine Kerze angezündet, um ein wenig Atmosphäre in den Raum zu zaubern, jetzt, wo die Tage kurz und die Nächte lang waren. Sie schwiegen, lauschten der sanften Musik Enyas und jeder träumte vor sich hin. Sie mochte das, fühlte sich gerade dann so richtig geborgen, wenn sie sich nah bei ihm wusste und keine Worte mehr nötig waren. Gedankenverloren hatte er seinen Arm um sie gelegt und sein Daumen streichelte sanft über die zarte Haut ihres Halses. Sie hatte die Augen geschlossen, ganz an den Augenblick verloren. Aus den Boxen klang nun „After Dark“ von Tito und Tarantula. Sie begann leise mitzusingen, gehörte es doch zu ihren Lieblingsliedern. Langsam kehrte Frieden in sie ein und sie konnte endlich diese Woche hinter sich lassen. Nun war sie wieder ganz bei ihm angekommen und sie fühlte, wie sich ihre Sinne mehr und mehr auf ihn konzentrierten. Noch immer hielt er sie, nun etwas fester. Sie roch sein herbes After Shave, das sich mit dem Geruch seiner Haut mischte, den sie so sehr mochte. Sein Atem ging ruhig und sie spürte ihn in ihrem Haar. Mit einem festen Griff zog er sie näher zu sich, so dass sich ihr warmer Körper gegen den seinen presste. 

„Zieh dich aus, meine Kleine“, sagte er ganz leise, doch es waren Worte, die wie eine Bombe in ihre Seelenlandschaft einschlugen. Sie erschauderte, gehorchte ihm, indem sie sich fast ein wenig widerwillig von ihm löste und aufstand. In ihrer ganz eigenen weichen, sinnlichen Art begann sie nun, sich ihrer Sachen zu entledigen, bis sie nackt vor ihm stand. Wohlwollend betrachtete er ihre zierliche Gestalt, die doch an den richtigen Stellen ihre Rundungen hatten. Ihr langes Haar floss über ihren Rücken und umspielte ihre Schultern. Das Kerzenlicht ließ ihre Haut schimmern. Ja, sie war schön, hatte in diesem Moment etwas Engelhaftes an sich, das sie fast unberührbar machte. Er war stolz, dass sie sich gerade ihm schenkte. 

Er stand auf und trat hinter sie. Sie spürte seine Wärme, seine Nähe und hätte sich gern an ihn geschmiegt. Doch eine leise Stimme in ihr sagte ihr, dass das jetzt nicht angebracht wäre. Sie wusste, er würde sie nun wieder körperlich in Besitz nehmen, dabei ihren Geist fesseln. Kein anderer hatte das je so intensiv vermocht wie er, zu dem sie großes Vertrauen besaß. Und obwohl ihr Herzschlag sich bereits beschleunigt hatte, ging ihr Atem doch ruhig und gleichmäßig. 

„Meine Kleine, bis jetzt habe ich dich immer mit Seilen gefesselt. Ich weiß, dass du sie liebst, dass du es genießt, von ihnen in Wehrlosigkeit gehalten zu werden.“

„Ja, mein Herr, sie sind weich und doch so unnachgiebig. Sie geben mir die Freiheit, mich fallen lassen zu können“, antwortete sie ihm und ein erstes leises Beben war in ihrer Stimme zu hören. 

„Heute werde ich dich anders fesseln und es wird eine neue Erfahrung für dich sein. Lass dich einfach fallen, so wie du das immer machst. Vertrau mir, dann wirst du genießen können.“ Mit diesen Worten legte sich schwarze Seide über ihre Augen, die er in ihrem Nacken zu einem festen Knoten band. Nichts konnte sie nun von ihrem Fühlen mehr ablenken und nur das Wissen, dass er bei ihr war, gab ihr Halt und die Stärke, sich auf das einzulassen, was da auf sie zukommen mochte. Mit sanftem Druck drängte er sie tiefer in den Raum hinein, dort, wo er vor wenigen Wochen Haken an der Decke und an den Wänden knapp über dem Fußboden angebracht hatte. Er löste sich von ihr und sie lauschte auf die Geräusche um sich. Eine Schranktür wurde geöffnet und sie hörte das harte Klirren, wenn Metall auf Metall stößt. Er kam wieder zu ihr und seine warme Hand legte sich zwischen ihre Schulterblätter, spielte kurz mit einer Strähne ihres langen Haares und streichelte dann über die Linie ihrer Wirbelsäule bis hinab zu ihren Lenden. Dann legte sich etwas Eiskaltes um ihren Körper, so dass sie erschrocken Luft holte und dem ausweichen wollte. Sofort fröstelte sie. Der kalte Stahl der Kette, die ihr Herr in seinen Händen hielt, stand in heftigem Kontrast zur Weichheit, zur Zartheit und zur Wärme ihres Körpers.

`Das meinte er also damit, dass mich heute keine Seile fesseln würden`, dachte sie. Sie konzentrierte sich auf das Gefühl, das die kalten Kettenglieder in ihr auslösten. Noch war sie nicht gefesselt und doch tauchte sie bereits jetzt in diese ihre besondere Welt der Sinne und der Sinnlichkeit ein.

„Ja, meine Kleine, heute werden dich Ketten halten. Und um ihre Unnachgiebigkeit noch zu betonen, werde ich sie nicht einfach mit Karabinerhaken verbinden, sondern Teil für Teil mit kleinen Schlössern versehen, zu deren Schlüssel nur ich Zugriff habe.“

Nun schlug ihr Herz heftiger. Mit Staunen spürte sie, wie sie diese Situation erregte. Er nahm nun diese Kette, die er zuvor über ihren Körper hatte wandern lassen, und verband sie mit dem Ring an einer ihrer Handmanschetten. Unbarmherzig wurde ihr Arm nun nach oben gezogen und sie hörte das Klicken, als er die Kette am Deckenhaken befestigte. Genauso verfuhr er mit ihrem anderen Arm und schon jetzt war sie ihm ausgeliefert, konnte nicht mehr weg. Mit ihren Händen suchte sie Halt an den Ketten, die sich über ihr spannten. Sie ergriff sie und war erstaunt, dass es doch eher kleine Kettenglieder waren. Sie hatte angenommen, dass es große, feste Ketten waren, die fast schon ein wenig mittelalterlich und brutal anmuteten. Doch sie wusste auch, dass ihr Herr ein Ästhet war. Schwere Ketten hätten nicht zu ihr gepasst, hätten wahrscheinlich ihren zierlichen Körper erschlagen. Wieder hörte sie das Klirren von Ketten. Er bedeutete ihr, die Beine zu spreizen, und kettete auch diese an die Haken an den Wänden.

So stand sie nun, nackt, wehrlos, fest gespannt und gehalten durch seine Ketten. Er hatte sich zurückgezogen. Sie ahnte, dass er irgendwo hier im Zimmer war, um sie zu beobachten. Sie wartete und dabei begannen ihre Gedanken zu kreisen. Schon begann sie, ihr Zeitgefühl zu verlieren, so dass sie in eine Art Schwebezustand geriet, in dem sich alles Sein nur noch auf ihr Fühlen konzentrierte. Wie lange stand sie nun schon so? Waren es Sekunden? Minuten? Stunden? Sie wusste es nicht mehr und es wurde auch unwichtig. Noch immer umfassten ihre Finger die Ketten über ihr. Sie fühlte die Kettenglieder, den harten, kalten Stahl, der sich durch ihre Berührung langsam erwärmte, sie damit wärmte und ihr den Funken der Leidenschaft entzündete. Glied für Glied fesselten und bannten sie sie an diesen Augenblick. Glied für Glied auch befreite sie von den Fesseln, die ihr das tägliche Leben, all die Verpflichtungen und die Erwartungen anderer an sie angelegt hatten. Sie fühlte sich frei und in diesem weiten Gefühl öffnete sich die Knospe ihrer Liebe zu ihrem Herrn wieder ein Stückchen weiter. Dieser harte und kalte Stahl ließ sie erglühen und weich werden, wurde für sie Sinnbild für ihr Leben, in dem sich Glied für Glied fügte, bis sie hier angekommen war in der Geborgenheit und Sicherheit, die ihr Herr für sie durch seine Liebe zu ihr schuf.

Aus diesem tiefen Gefühl heraus löste sich eine Träne aus ihren Augen und versickerte in der Seide der Augenbinde. „Ich danke dir, mein Herr“, sagte sie leise und fühlte, wie sich seine Arme um ihren gespannten Körper legten. Nun konnte nichts und niemand ihr noch etwas anhaben. Er gab ihr die Stärke, sich dem zu stellen, was immer er nun von ihr fordern würde. Er gab ihr die Kraft, sich zu geben, ganz zu geben und zu fühlen, dass durch ihre Hingabe auch die seine an sie möglich wurde.

Mit sanfter Stimme, in der doch so viel Kraft lag, fragte er sie: „Bist du bereit?“ Und sie konnte nur nicken …


Das Puzzle

Es war ein Wochenende wie so viele andere auch. Nach einer stressigen und mit Terminen geladenen Woche und dem Ausblick auf eine kommende, die nicht anders werden würde, schrieb ich mir Entspannung groß auf die Fahnen. Diese suchte ich unter anderem auch in guten Chats in einer einschlägigen Community. Dort pflegte ich bereits seit einiger Zeit einen Kontakt zu einer TV (Transvestiten), die sich wirklich als Frau wahrnahm und gerade dabei ist, ihre vielleicht vorhandene devote und/oder masochistische Seite zu ergründen. Ich spürte in ihren Ausführungen, wie unsicher sie sich ihrer selbst ist, dabei aber bereits Schritte gehen wollte, die in meinen Augen viel zu verfrüht sind. Sie beschrieb ihr Fühlen als Stückwerk, so als wäre sie im Moment nicht vollkommen, weil sie vieles für sich noch nicht sehen und erkennen konnte.  Ich sprach lange mit ihr und fand ein schönes Gleichnis:

Unser Leben ist wie ein riesiges Puzzle. Schon von Geburt an sind alle Teile vorhanden. Vollkommen durcheinander und scheinbar chaotisch – aber eben doch da. Um tatsächlich ein Gesamtbild in seiner wunderschönen Vollständigkeit erhalten zu können, muss man beim Puzzeln eine ganz bestimmte Reihenfolge einhalten, denn man kann Teile nicht zusammensetzen, deren Vorderseite man nicht sieht. Der erste Schritt ist das Umdrehen aller Teile. Man macht jedes Teilchen sichtbar und wirft einen ersten Blick darauf. So auch im Leben eines jeden. Man entdeckt diese Puzzleteile in sich selbst und dieses Entdecken, dieses Erspüren entspricht der ersten Sichtung. Man macht sich immer mehr mit ihnen vertraut und sondiert, welche Teile wichtig sind, zu welchem Bereich sie gehören, wo es eventuell seinen Platz im Leben finden kann. Wenn ich die vielen Teile eines Puzzles vor mir auf dem Tisch liegen habe, beginne ich, diese zu sortieren. Da sind Randteile, die dem Ganzen einen Rahmen geben, aber das Bild ist auch gegliedert in Bildabschnitte, denen sich die Teile zuordnen lassen. Erst dann kann ich anfangen, nach und nach die teile zusammenzusetzen. Das Wunderbare ist, dass tatsächlich immer nur zwei benachbarte Teile zusammengehören. Fügt man sie zusammen, bilden sie eine fast nahtlose Einheit. Wackelt es, und sei es auch nur ein winziges bisschen, dann ist es eben das falsche Teil und ich muss weitersuchen. So ist es auch im Leben, vor allem aber bei der Partnersuche. Man hat einen gewissen Anspruch und sortiert bereits im Vorfeld, bevor man sich jemanden zu nähern beginnt, wer kommt infrage, wen schließe ich aus. Und nun beginnt das Puzzeln. Ich selbst bin eines der Puzzleteilchen  und suche das nicht wackelnde Gegenstück. Ist auch nur eine Kleinigkeit nicht stimmig, muss ich weitersuchen, auch wenn es mühsam ist und vielleicht für ein Weilchen nicht erfolgversprechend. Wenn zwei Menschen sich finden wollen, dann haben beide diesen Anspruch und suchen das ergänzende Gegenstück.

Nun aber zurück zu meiner Chatbekanntschaft. Ich machte ihr klar, dass es keinen Sinn mache, Schritt drei vor Schritt eins zu gehen. Sie kann nur experimentieren, wenn sie noch nicht alle Teile ihres Soseins sichtbar gemacht hat. Und bekanntlich können Experimente auch maximal danebengehen. Je mehr sie sich selbst entdeckt, umso genauer wird das Bild ihres Ichs für sie sichtbar werden und damit ihr Anspruch klarer und differenzierter. Nur mal eben mit dem Gedanken zu spielen, dass es reizvoll sein könnte, sich jemandem zu unterwerfen, macht noch keine wahrhafte Sklavin oder Sub. Nur einmal bei einem sadomasochistischen Spiel zugesehen haben und es für reizvoll zu empfinden, weil die Gefühlstiefe zwischen dem Aktiven und dem Passiven so sehr auch auf die Zuschauenden übergriff, dass sie einen tiefen Eindruck hinterließ, heißt noch nicht, dass man selbst masochistisch veranlagt ist. Sicher kann so Wunschdenken entstehen, doch vor die Realität gestellt brechen dann ganz schnell auch Welten zusammen. Man muss sich selbst die Zeit geben, Geduld mit sich selbst habe, um wirklich ausloten zu können, was dem eigenen ich entspricht und was man lieber gar nicht erst ausprobieren sollte. Erst wenn man das Gesamtbild vor Augen hat, kann man sich an die „Arbeit“ begeben, das zu einem passende Puzzleteilchen zu finden.


Das rote Kleid

Schon vor etwas längerer Zeit entstanden und nach einer wahren Begebenheit erzählt. Noch heute bekomme ich bei meinen Erinnerungen eine Gänsehaut …

***

Sturmwolken fegten über den Himmel. Es war heiß in den letzten Tagen und die Luft spannungsgeladen. Über ihnen türmten sich bereits erste grauviolette, goldumrandete Wolken, die sich immer mehr zusammenballten und ihnen zeigten, dass Petrus ihnen Blitz und Donner schicken würde. Noch vor wenigen Minuten waren sie im Hotelzimmer, wo er eine bezaubernde kleine Suite gebucht hatte und in der er sie vor zwei Tagen empfing.

„Zieh dein rotes Kleid an. Dazu passende Strümpfe und Schuhe. Darunter trägst du nichts“, hatte er von ihr verlangt. Dieses tiefrote Kleid zeichnete durch seinen körpernah gehaltenen Schnitt ihre Figur nach und reichte ihr bis über die Knie. Das Dekolleté war tief ausgeschnitten und auf der Rückseite öffnete es sich in einem langen Schlitz, so dass man ihre Beine sehen konnte. In seiner Schlichtheit sah es elegant aus. Sie wusste, dass er dieses Kleid an ihr mochte und gehorchte ohne zu fragen. Mit fließenden Bewegungen entledigte sie sich ihrer Kleidung und begann, sich schwarzseidene Halterlose mit edler Spitze über die Beine zu streifen. Sie war sich seiner Blicke bewusst und in einem Anflug von Koketterie streichelte sie noch einmal verführerisch so über ihre Beine, als wollte sie das zarte Material unter ihren Fingern glätten. Unter gesenkten Lidern bemerkte sie sein Lächeln, doch er sagte nichts, sondern betrachtete sie nur weiter. Dann nahm sie das Kleid vom Bügel und streifte es über. Ihre Hände strichen es glatt und griffen nach hinten, um den Reißverschluss, der sich von ihrem Po bis in den Nacken öffnete, zu schließen.

„Lass mich das machen, meine Kleine“ sagte er und schon spürte sie seine kühle Hand auf ihrer Haut. Ganz langsam zog er den Zipper nach oben und der Stoff des Kleides schmiegte sich an sie und hüllte sie ein. Für einen Moment noch verweilten seine Finger in ihrem Nacken und sie erschauderte unter seinem Griff. Nur widerwillig löste sie sich von ihm, um in ihre hochhackigen Riemchensandaletten zu schlüpfen. Sie richtete sich auf und sah zu ihm, sah seinen anerkennenden Blick. Nachdem sie auch ihre Haare noch gerichtet hatte, die nun in weichen Wellen über ihre Schultern flossen, legte er seinen Arm um ihre Schultern und geleitete sie nach draußen.

Es war schwül und drückend. Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu. Am Abend zuvor waren sie bei einem Stammtisch mit Gleichgesinnten ganz in der Nähe des Hotels, wo sie eine Freundin von ihr trafen, mit der sie angeregt diskutierten und einen sehr unterhaltsamen Abend verbrachten. Für sie war es das erste Mal, dass sie bei einer solchen Veranstaltung anwesend sein konnte und sie genoss es, die Menschen dort zu beobachten und zu sehen, wie sie selbst auf andere wirkte. Sie amüsierte sich, als einer der anwesenden Herren ihre intensiv beobachtenden Blicke zu missdeuten schien und begann, mit ihr zu flirten. Doch sie gehörte nur ihrem Herrn, an dessen Seite sie jetzt lief.

Sie bemerkte, dass sie auch heute den Weg zu dieser kleinen, gemütlichen Kneipe einschlugen. Der Wind blies nun heftiger und zerrte an ihren Haaren. Jeden Moment konnte das Gewitter losbrechen und sie beschleunigten ihre Schritte. Schon schlugen die ersten schweren Tropfen auf das Straßenpflaster und zerplatzten in funkelnde Wasserperlen. Erstes Donnergrollen grummelte in der Ferne. Sie mussten sich beeilen, wenn sie noch trocken ankommen wollten. Er fasste sie an der Hand und zog sie mit sich. Sie musste lachen, war in einer ganz ausgelassenen Stimmung, denn sie war einfach glücklich, an seiner Seite zu sein. Ein Schauder überlief sie, als die kalten Tropfen ihre nackte Haut trafen. Auch er musste lachen.

Endlich waren sie da und betraten das Lokal. Wände und Einrichtung waren in dunklen Rottönen gehalten, die mit dem warmen Holz der Tische und des Tresens harmonierten. Tief hängende Lampen und Kerzen auf den Tischen verbreiteten gedämpftes Licht. Zwei in eine Diskussion vertiefte junge Männer saßen an der Bar. Eine Treppe führte nach oben auf eine Empore, wo die Gäste ebenfalls Platz nehmen konnten. Der Schankraum war lang und schmal, fast wie ein breiter Gang, so dass sich die lederbezogenen Sitzgarnituren und Tische an die Wände zu schmiegen schienen.

Er wählte einen Tisch fast am Ende des Raumes und sie setzten sich beide auf die Bank, so dass sie ihre Blicke über die Menschen im Lokal streifen lassen konnten, der mäßig besucht war.

Während er für sie beide Getränke bei dem jungen, fast noch knabenhaften Kellner bestellte, sah sie sich näher um. Links von ihnen saß ein Pärchen in ihrem Alter. Er war groß, breitschultrig, raumgreifend, so dass die Frau neben ihm fast zierlich wirkte. Das Pärchen unterhielt sich und sah nur kurz zu ihnen herüber, als sie Platz nahmen. Ihnen gegenüber saßen zwei junge Frauen an einem runden Tisch, die eine schlank mit einem frechen Kurzhaarschnitt, die andere gut beleibt mit langen, dunklen Haaren und einem rosaglänzenden Puppengesicht, das wie aus Porzellan geschaffen schien. Sie waren in ihre Speisekarten vertieft. Sicher waren es einfach zwei Freundinnen, die dem Alleinsein entfliehen wollten und einen netten Abend in einer Umgebung, in der sie sich ungezwungen unterhalten konnten, erleben wollten. Der Tisch neben ihnen war leer.

Der Kellner kam an ihren Tisch und stellte vor ihren Herrn ein großes Pils und vor sie ein Glas Ginger Ale. Der Mann an ihrer Seite achtete nicht darauf. Er sah sie an und mit einer Hand spielte er mit einer Strähne ihres langen Haares. Sie trank einen Schluck und spürte die wohltuende Kühle durch ihren Körper rieseln. Die Hand ihres Herrn ruhte nun an ihrem Halsansatz, dort, wo er ihren Puls spüren konnte, und in einer zärtlichen Geste neigte sie ihren Kopf zur Seite und schmiegte ihre Wange an seine Hand. Er lächelte und ließ wieder spielerisch seine Hand über ihre Haut und ihre Schulter wandern, langsam und sinnlich, liebkosend. Sie genoss diese Berührung und sah dabei zu den beiden Mädchen ihr gegenüber. Sie hatten scheinbar gewählt und ihre Speisekarten auf den leeren Nachbartisch gelegt. Sie unterhielten sich und der Blick des molligen Mädchens traf den ihren. Sie fühlte sich wohl und entspannt und in ihren Mundwinkeln spielte ein sanftes Lächeln. Sie war sich der Hand ihres Herrn sehr bewusst, die nun in Richtung ihres Nackens gewandert war. Noch einmal ließen sie gemeinsam in lockerem Plauderton den Besuch des Stammtisches Revue passieren.

Plötzlich erstarrte sie, wagte es nicht mehr, Luft zu holen. In einer plötzlichen und für sie vollkommen unerwarteten Bewegung hatte er ihr den Reißverschluss bis zwischen die Schulterblätter aufgezogen, so dass der unerwartete Luftzug auf der nun nackten Haut ihr eine Gänsehaut bereitete. Ihre Unterhaltung stockte, ja brach mitten im Satz ab. Kerzengerade saß sie nun am Tisch, wagte nicht, sich zu bewegen, während sie spürte, wie er das Kleid ganz langsam weiter und weiter öffnete und der Stoff mehr und mehr Haut ihres Rückens entblößte. Ihr Gesicht begann zu glühen. Sicher war es nun ebenso rot wie ihr Kleid. Was tat er da nur? Er konnte sie doch nicht so in aller Öffentlichkeit entblößen. Aber sie irrte, er konnte es sehr gut. Sie spürte seinen Blick auf ihr, fühlte, mit welch subtiler Freude er nun abwartete, wie sie reagieren würde. Ihr Blick war starr auf das Glas vor ihr gerichtet und sie wagte es nicht, aufzublicken. Sie hatte das Gefühl, ein jeder in diesem Lokal müsse nun auf sie schauen und würde sie in ihrer unzüchtigen Fastnacktheit sehen. Das Herz schlug ihr heftig bis zum Hals. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte sich irgendwo versteckt oder wenigstens ihr Kleid wieder gerichtet. Doch das war natürlich nicht möglich. Um den Reißverschluss schließen zu können, hätte sie sich jetzt schon verrenken müssen. Sie musste ihrem Herrn vertrauen, war seiner Gnade nun vollends ausgeliefert. Diese Art des Ausgeliefertseins war ihr absolut neu. So sehr, wie es sie erschreckte, so sehr spürte sie auch die Erregung, die sich in ihr ausbreitete.

Die Hand ihres Herrn ruhte sanft auf der Haut ihres Rückens. Sie fühlte seine Wärme und seine Nähe beruhigte sie. Er würde sie niemals öffentlich kompromittieren. Es kam keiner, um sie des Lokales zu verweisen und die Menschen um sie herum schienen viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt zu sein. Nur das Pärchen neben ihnen hatte offensichtlich etwas bemerkt. Sie wagte einen Blick zu ihnen und sah den Mann schmunzeln. Wissend schaute er sie an und nahm dann seine Partnerin fest in den Arm.

„Dieser Mann weiß, was hier geschieht“, sagte sie leise.

„Ich weiß“, antwortete ihr Herr. „Ich habe sofort erkannt, dass sie eine ebensolche Beziehung führen, wie wir beide sie leben. Ich habe diesen Platz hier ganz bewusst für uns beide gewählt, meine Kleine.“

Erstaunt sah sie ihn an. Sie glaubte ihm. Die Jahre seines Lebens mit seiner Dominanz hatten mit Sicherheit seinen Blick geschult. Sie war da eher noch unerfahren. Der Daumen ihres Herrn malte nun kleine Kreise auf ihre Haut und sie erschauderte innerlich. Wollte er etwa noch weiter gehen? Noch hielt er sich ruhig, sodass ihr Blick zu den beiden Mädchen gegenüber wanderte. Die schmalere von beiden hatte ihr noch immer den Rücken zugekehrt und redete gestikulierend auf ihre Freundin ein, die nicht bei der Sache zu sein schien. Das mollige Mädchen mit dem Puppengesicht sah sie an, schien offensichtlich von ihrem Anblick fasziniert und wandte sich ertappt mit rotem Gesicht ihrer Tischpartnerin zu, als sie spürte, dass ihr Blick bemerkt wurde. Sie entspannte sich nun und ein Schmunzeln stahl sich in ihre Mundwinkel. So langsam begann es ihr Spaß zu machen, zu beobachten, wie das, was ihr Herr hier mit ihr tat, auf die anderen wirkte. Nur einen winzigen Moment irritierte sie dieser Gedanke, dann betrachtete sie wieder die Menschen. Dabei war ihr durchaus bewusst, dass ihr Herr sowohl sie, als auch das „Publikum“ im Auge behielt.

Der junge Kellner kam wieder an ihren Tisch und sah sie irritiert an, so, als spüre er, dass etwas ganz und gar nicht so war, wie er es von gesitteten Gästen gewohnt war. Ihr Herr erneuerte die Bestellung.

„Es ist schon seltsam“, sagte sie, „du ziehst mich hier in aller Öffentlichkeit fast aus, doch keiner bemerkt es wirklich.“

„Die Menschen sehen nur das, was sie sehen wollen. Bei allem anderen schauen sie weg oder aber sie sind so fasziniert davon, dass sie ihre Blicke nicht davon lassen können“, antwortete er ihr darauf.

`So wie das mollige Mädchen gegenüber`, dachte sie.

„Schau nur, die junge Frau, sie scheint hin und her gerissen zu sein zwischen Scham und Faszination“, lenkte sie seinen Blick auf das Mädchen. „Auf der einen Seite sieht sie, dass hier irgendwas im Gange ist. Wahrscheinlich sieht sie noch nicht einmal, was du mit mir machst, und auf der anderen Seite sagen ihr ihre guten Manieren, dass sie da nicht hinsehen sollte.“

„Vielleicht wünscht sie sich ja, an deiner Stelle zu sein“, sagte er.

„Gut möglich. Es kann ja durchaus sein, dass jetzt Fantasien in ihr geweckt werden, die irgendwann einmal gelebt werden wollen, wenn sie ihr bewusst werden.“

Ein Pärchen mittleren Alters trat in ihr Blickfeld und setzte sich an den freien Tisch ihnen schräg gegenüber. Sie trugen Eheringe und die Art ihres Miteinanders ließ auf Routine schließen, die nur in mehreren Jahren gemeinsamer Gangart erworben werden konnte. Die Frau setzte sich geziert hin und ihr Mann nahm nach ihr Platz am Tisch. Sie hatten sich chic gemacht, sicher hatten sie einen Anlass, der sie in das Lokal führte. Sie spürte, wie ihr Herr nun seine Hand langsam zu ihrer linken, ihm zugewandten Schulter wandern ließ. Ganz langsam legte er diese frei, schob einfach den Stoff des Kleides auf ihre Oberarme. Sie fröstelte und presste nun den Arm etwas fester an ihren Körper, damit der Stoff sich nicht selbstständig machen konnte und sie am Ende tatsächlich nackt vor all den Leuten saß. Ihr Pulsschlag hatte sich wieder etwas beschleunigt, doch die Schockreaktion blieb aus. Sie schaute eher, was nun passierte, wie wohl „Ihr“ Publikum nun reagieren würde.

Wieder trat der Kellner an den Tisch und fragte nach dem Befinden und den Wünschen. Doch sie brauchten nichts. So ging er weiter an den Tisch der Eheleute, die ihre Getränke bestellten. Der Blick des Ehemannes kreuzte sich mit dem ihren. Sie lächelte ihn an, was ihn sichtbar irritierte. Schmunzelnd bemerkte sie, dass er seine Augen nicht von ihrer nun nackten Schulter nehmen konnte. Seine Frau sprach ihn an, wohl schon zum wiederholten Male, denn er zuckte zusammen und wandte sich schuldbewusst seiner Gattin zu.

„Ich glaube, diesen Mann haben wir jetzt ein wenig aus der Fassung gebracht“, sagte sie lachend. Er musste ebenfalls lachen. Es machte ihnen inzwischen wirklich Vergnügen, die Leute so herauszufordern. „Schau nur, seine Frau scheint etwas bemerkt zu haben. Hast du gesehen, wie empört sie mich angeschaut hat?“

„Sicher doch, er ist eben auch nur ein Mann“, entgegnete er lachend.

„Oh je, der Ärmste. Sie scheint ihm meinen Anblick nicht zu gönnen.“ Sie sahen beide zu dem Paar. Sie hatte kurzentschlossen die Speisekarte genommen und wie ein aufgeschlagenes Buch auf den Tisch gestellt, damit ihm die Sicht auf jede andere Weiblichkeit des Lokales verwehrt blieb.

„Das ist wirklich albern“, sagte sie. „Wenn er etwas sehen möchte, wird ihn diese Barriere auch nicht daran hindern.“

Und wie zur Bestätigung sah der Mann hinter der Karte ganz flüchtig noch einmal zu ihr.

Wieder trat der Kellner an ihren Tisch, ganz galante Aufmerksamkeit, die als Maske für seine Schaulust diente, und zündete die Kerze mit einem gemurmelten „Ich vergaß, sorry“ auf ihrem Tisch an. Natürlich war ihre entblößte Haut wesentlich interessanter als die Kerze. Doch das konnte er sich nicht anmerken lassen. Auch der Blick des molligen Mädchens ruhte wieder auf ihr. Ihre braunen Reh-Augen hatten einen fast schon sehnsüchtigen Ausdruck. Ihr Herr legte nun noch ihre andere Schulter frei, sodass sie jetzt wirklich fürchten musste, dass ihr das Kleid abstürzt. Doch er legte seine Hand hinten auf den Stoff, so dass er nicht weiter rutschen konnte. Sie spürte Blicke auf sich ruhen. Das Pärchen, das ihr Herr ebenfalls als Dom-dev-Pärchen eingestuft hatte, betrachtete sie beide interessiert und schien sich gut zu amüsieren. Er nahm seine Partnerin einfach fest in seine Arme, um mit ihr in einen tiefen Kuss zu versinken.

„Na, für diese beiden scheine ich ja wirklich Inspiration zu sein“, bemerkte sie.

„Sicher, und wer weiß, wie sie ihren Abend nun noch gestalten werden.“

„Sicher nicht so bieder und brav, wie die beiden uns gegenüber.“

Der Ehemann schien resigniert zu haben. Er versteckte sich nun zusammen mit seiner Gattin hinter der aufgerichteten Karte. Vielleicht gab ihnen das ja das Gefühl der Abgeschiedenheit. Doch sie wusste, dass sich zumindest im Kopf dieses Mannes einige Rädchen in Bewegung gesetzt hatten.

Der Kellner erschien wieder, nahm am Tisch des Pärchens die Bestellung auf und ließ es sich nicht nehmen, auch bei ihnen noch einmal nach dem Rechten zu sehen. Die beiden neben ihnen hatten sich nun wieder voneinander gelöst und bezahlten ihre Rechnung. Sie erhoben sich und im Hinausgehen nickten sie ihnen lächelnd zum Abschied zu.

„Na, die beiden haben heute bestimmt noch etwas vor“, sagte er schmunzelnd.

„Es ist schön, in Menschen solche Reaktionen auslösen zu können. Ich hätte nie gedacht, dass mir das solchen Spaß machen könnte.“

„Nun, ich denke, du hast heute einfach entdecken dürfen, dass du doch eine kleine exhibitionistische Ader hast, meine Kleine.“

„Davon hatte ich wirklich keine Ahnung, mein Herr. Aber geschockt hast du mich am Anfang schon.“

„Es war mir ein Vergnügen“, erwiderte er lachend. „Doch wir sollten nun auch ins Hotel gehen, das Gewitter ist vorbei und wir haben noch den ganzen Abend vor uns.“ Bei diesen Worten überrieselte sie eine Gänsehaut, denn sie wusste, dass die kommenden Stunden mit Sicherheit alles andere als langweilig werden würden. Er richtete ihr Kleid wieder und zog langsam den Reißverschluss zu.

Nachdem er bezahlt hatte, traten sie auf die Straße. Der Gewitterguss hatte die Schwüle weggespült und die Luft war kühl und angenehm. Die Straße glänzte nass und ein leiser Windstoß löste aus den Straßenbäumen einen Schauer kleiner Wassertropfen. Die Wolken begannen sich zu verziehen und ein klarer Sternenhimmel öffnete sich über ihnen. Arm in Arm gingen sie langsam zurück zum Hotel und sie wusste, dass sie dieses rote Kleid nie wieder ohne den Gedanken an diesen zauberhaften Abend anziehen konnte. Eng schmiegte sie sich an ihn und sagte voller Stolz: „Danke mein Herr, dass ich diese Erfahrung machen durfte.“ Er lächelte nur und sie sah in seinen Augen, dass das nicht die einzige bleiben würde.


Was mir wirklich wichtig ist

Menschen begegnen einander, gehen aneinander vorbei, tauschen vielleicht einen Blick, vielleicht auch mal das ein oder andere Wort. Doch dann gibt es da auch Menschen, die mich innehalten lassen, bei denen ich verweile, Menschen, die mich neugierig machen und mit denen ich mich gern austausche und Zeit verbringen möchte. Daraus können Freundschaften wachsen. Und dann begegnet man DEM Menschen, der es vermag, ein Strahlen in die Augen zu zaubern, der das Herz wie bei einem Teenager beim ersten Date zum Flattern bringt, der wie ein Magnet auf mich wirkt und nicht wieder loslässt. Erste Berührungen finden statt, mental, intellektuell. Blicke, Gesten, Worte, die die Seele berühren und mich fesseln. In diesem Moment bin ich bereit, mehr zuzulassen, weiteren Entwicklungen Raum und Zeit zu geben.

Da ich um meine innersten Sehnsüchte und meine Veranlagung weiß, gehen meine Ansprüche jedoch ein bisschen weiter, als bei einem Menschen, der ohne diesen ganz speziellen Hintergrund lebt und denkt. Seitdem ich von dieser Frucht probiert habe, kann ich mir eine Beziehung ohne die Ergänzung meiner devoten Seele nicht mehr vorstellen. Aber das allein reicht mir nicht aus, denn in mir vereinen sich sowohl die Frau, die auf dem gleichen Level wie der Partner durchaus auch einmal diskutieren möchte, ohne dass sofort der Herr und Meister mich zum Schweigen bringt. Sie möchte als Frau in ihrer Gesamtheit wahrgenommen werden. Mit mir als Frau ist Alltag und Beruf lebbar. Und nur, wenn sie sich angekommen fühlt, kann ich auch die Devota in mir zulassen, weil sie die Stabilität braucht, die die Akzeptanz der Frau ihr gibt. Durch das nun mögliche Machtgefälle und das zusätzlich enorme Vertrauen, dass ich meinem Herrn gegenüber aufbaue, erlebt die gesamte Beziehung eine wunderbare Steigerung. Mein Wissen als Frau, dass auch meine devoten Sehnsüchte gesehen, verstanden und beachtet werden, aber auch das Wissen der Devota in mir, dass ich nicht ständig „unten“ bin, sondern sich wieder erheben darf, stärkt die Liebe zueinander. Ebenso sehe ich natürlich den Mann an meiner Seite bzw. über mir sowohl als Partner, aber auch als Herrn. Nur auf der Partnerebene wäre es wie ein fast passendes Puzzleteil. Die Form stimmt zwar, aber irgendwie wackelt es.

Und das ist für mich der Punkt, der mir wichtig ist. Sowohl Frau, als auch Devota wollen ihre Beachtung finden, denn beide sind auf ihre ganz eigene Art bedürftig in ihrer Sehnsucht nach Erfüllung. Nur wenn beide zufrieden sind, fühle ich mich ganz und angekommen. Dabei geht es nicht einfach nur um sexuelle Aspekte, sondern bedient alle Lebensbereiche. Auf diese Art wird für mich, für uns die Welt farbiger, weil ich so ganz offen bin für alles Sinneswahrnehmungen, die mir das Leben zu bieten hat. Ich muss mich eins fühlen, damit ich mit IHM verschmelzen kann. Die wichtigste Brücke dabei schlagen Dialoge – verbal, nonverbal, wie auch immer. Doch diese Dialoge müssen immer fließen, dürfen nicht ins Stocken geraten, weil sich einer nicht ernst genommen oder nicht verstanden fühlt. Kommunikation als Weg, als Mittel gegenseitiger Erfüllung, egal ob im Alltag oder im sinnlich-erotischen Miteinander (Ich mag das Wort Session nicht….). Jede Berührung spricht dann zu mir, ob nun zart oder hart. Dann wird der Peitschenschlag zur liebevollen Umarmung und zu dem, was es sein soll – ein Zeichen dafür, dass meine Sehnsucht angenommen wird und darin sich erfüllt im Wissen, dass meine Reaktion darauf, auf ihn, ihn  befriedigt und ebenfalls glücklich macht.

Es sind nicht immer die großen Gesten, die zur Glückseligkeit führen. Gerade kleine Berührungen – der Sinne, der Geister, der Körper – brauche ich als die kleinen Wunder, die sich in ihrer Gesamtheit zu wahrhaftem Glück fügen.


Zwei Worte

Zwei Worte

Schläfrig drücke ich auf den Knopf, der meinen Wecker zum

Schweigen bringt. Ein wenig verweile ich noch in der mich

behaglich umarmenden Wärme meines Bettes, lasse meinen

Gedanken und Sinnen Zeit wach zu werden. Ich strecke mich

wohlig, greife nach dem Handy, das auf meinem Nachtschränkchen

liegt.

„Eine neue Nachricht“, leuchtet es mir auf dem Display entgegen.

Neugierig geworden setze ich mich auf und lehne mich in die

Kissen. Wer schreibt mir zu dieser Zeit schon eine SMS? Ich gehe

auf den Nachrichteneingang, sehe, dass es eine Nachricht von ihm

ist. Ich lächle, denke mir, dass er mir sicher einen Guten Morgen

wünschen wird, gehe auf „Lesen“.

Zwei Worte nur, die mich hellwach werden lassen und eine Welle

heißer Erregung durch meinen Körper schicken. Zwei kleine

Worte, schwarz auf blauem Grund, hinter denen sich eine Wende in

meinem Leben verbergen könnte.

„Heute Abend“, lese ich, kann den Blick nicht vom Display wenden.

Lange schon haben wir Kontakt, haben unsere Gedanken auf den

verschiedenen Wegen, die das Internet bietet, ausgetauscht und

unsere Intentionen offengelegt. Er, der seine Neigung seit so

vielen Jahren lebt. Ich, die ich noch Suchende, mich Suchende bin

angefüllt mit unendlich vielen Fragen und ständig wachsender

Sehnsucht. Eine Sehnsucht, die er immer wieder nährte.

Er war sehr ehrlich zu mir, schonungslos. Erzählte mir von so

vielem, was möglich ist. Es erschreckte mich, doch es vertrieb

mich nicht, obwohl mich manches erschaudern ließ. Manchmal

hatte ich das Gefühl, er wusste ganz genau, was in mir vorgeht,

was sich in mir bewegt, was er in mir weckt.

Nicht ein einziges Mal telefonierten wir. Ich kenne nur ein Bild von

ihm. Hin und wieder eine SMS – knapp und kostbar. Oft hatten wir

über mehrere Wochen keinen Kontakt ohne uns wirklich verlieren

zu können.

„Heute Abend.“

Ich starre auf diese beiden Worte. Was wird mich erwarten? Wie

wird er sein, real? Welche Erwartungen hat er? Plötzlich fühle ich

mich unsicher. Worauf lasse ich mich da nur ein? Laufe ich nicht

Gefahr meine zitternde Seele an ihn zu verlieren? Ich spüre diese

Gefahr, die von ihm ausgeht, die mich erstarren lässt und doch

auch bindet und zu ihm zieht. Nein, nicht er ist gefährlich. Ich

selbst gehe das Risiko ein, mich mir selbst zu stellen. Er hält mir

nur den Spiegel vor Augen. Wenn ich dieses Risiko eingehe ihm

gegenüber zu treten, werde ich in diesen Spiegel sehen müssen,

der mir schonungslos meine wahre Seele zeigen wird. Werde ich

diese Stärke besitzen? Doch wenn ich es nicht wage, werde ich mir

diese Chance, die sich dahinter verbirgt, verweigern. Könnte ich

mir das verzeihen?

Ich spüre die Macht, die er bereits über mich hat und den Bann, mit

dem er mich belegt. Unsichtbare Fesseln. Sehnsucht nach Ankunft

… bei mir selbst.

Und so antworte ich ihm, drücke die Tasten meines Handys:

„Wann und wo?“


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