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Sinnliche Gedankenflüge

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BDSM

Rezension Jas Hook: „Schönschreibübung“

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Ich las diesen Roman auf Empfehlung ohne einen Hinweis darauf, wie sich der Inhalt gestaltet. „Schönschreibübung“ – ein Titel, der dem Leser nichts verrät, ihn rätseln lässt, was es damit auf sich haben könnte. Und so lud ich mir das ebook auf meinen Reader, begann zu lesen und fand mich sofort in eine fesselnde Handlung hineingezogen, die dafür sorgte, dass ich trotz knapp bemessener Zeit nicht eher enden konnte, bis nicht das letzte Wort gelesen war.

In unverwechselbarer Sprache in beeindruckender Wortgewandtheit, geprägt von wunderbar schwarzem Humor lässt der Autor seinen Protagonisten Michael in zwei aufeinander zulaufenden Handlungssträngen agieren. Man begegnet ihm zu Beginn als vollkommen verzweifeltem Mann, der keinen Sinn mehr darin sieht, sein Leben fortzusetzen, jedoch durch die Begegnung mit einer jungen Frau im wahrsten Sinne des Wortes am Leben bzw. im Leben gehalten wird. Zugleich zeichnet der Autor die Entwicklungen Michaels bis eben zu dieser Begegnung und die Konflikte, in die er sich verstrickt. Erst am Ende des Romans klären sich offene Fragen, sodass also permanent die Spannung gehalten wird. Zugleich gibt es neben den zwei Zeitsträngen auch unterschiedliche Ebenen, die dem Leser Michael als  berechnenden Geschäftsmann und Macher zeigen, der die Fäden zieht und erfolgsorientiert ist, auf der anderen Seite aber auch als Mann, dem es gelingt, fordernd und gnadenlos die Damen, denen er begegnet, an sich zu binden und Fantasien wahr werden zu lassen, die nichts für Zartbesaitete sind. Dabei beschönigt Jas Hook nichts und reflektiert, was in diesen Momenten im Protagonisten vorgeht.

Ich kann diesen Roman guten Gewissens weiterempfehlen, jedoch nur jenen, in denen die Handlungs- und Verfahrensweisen im BDSM-Kontext nicht sofort den Fluchtreflex auslösen. Besonders lesenswert ist die „Schönschreibübung“ auch für jene, die sprachliche Qualität schätzen und sich nicht mit klischeehaften Attitüden zufrieden geben.

Ich persönlich habe bei ebooks, die mich so sehr in ihren Bann zu ziehen vermögen, das dringende Bedürfnis, es auch als Druckversion in Händen zu halten. Nun steht der Roman in meinem Regal und ich habe es bereits weiterverschenkt. Ich hoffe sehr, dass es von Jas Hook in Zukunft noch mehr zu lesen geben wird.

Klappentext: Schoenschreibuebung

DIE BIBEL FÜR SAPIOSEXUELLE

Der einst erfolgreiche Michael ist untergetaucht, hat sich dem Zugriff seiner Häscher entzogen. Sein Leben liegt in Trümmern – privat wie geschäftlich. Er ist verzweifelt. So sehr, dass er nur noch zwei Optionen sieht: Selbstmord zu begehen oder seine Seele an den Teufel zu verkaufen. Da begegnet ihm Caren. Michael nimmt in ihrem Charakter eine unschöne Deformation wahr, die er vor seinem Abtritt ausbeulen möchte. Tatsächlich aber schenkt sie ihm Hoffnung auf einen Neuanfang. Doch auch damit lässt sich Michaels Historie nicht ungeschehen machen. Mit jedem Tag des Miteinanders holt ihn das Unumgängliche ein Stück mehr ein.

Die Amour fou zwischen Caren und Michael offenbart mehr als Obsession. Sie zeichnet das Portrait einer jungen Frau, die sich auf eine intensive Begegnung mit einem Unbekannten einlässt. Während Caren unwissend bleibt, wird der Leser zum Mitwisser. Er erfährt, was Michaels formte und seine Dominanz heraufbeschwor: Vom Tod der Mutter bei seiner Geburt über die Jahre auf dem Internat, im Kloster und als Seelenfänger für Israel bis hin zum Verlust all dessen, was ihm lieb und teuer war. Die beiden aufeinander zulaufenden Handlungsstränge, Vergangenheit und Gegenwart, verdichten sich dramatisch und treffen sich, als Michael seinen letzten Deal besiegelt.

Jas Hook „Schönschreibübung“

Umfang: 553 Seiten
ISBN-10: 1520331770
ISBN-13: 978-1520331775
ebook: 4,99 Euro
Taschenbuch: 17,99 Euro
exklussiv bei amazon

(Bilder mit freundlicher Genehmigung des Autors)

 

Welche Attribute sind dir bei einer Person, mit der du SM auslebst, besonders wichtig? …

… Diese Frage versuchte ich in einer Community möglichst prägnant zu beantworten:

Mensch sein, das in erster Instanz. SM ist nur eine einzige Facette einer Persönlichkeit. Und wer als Mensch nicht authentisch ist, nicht glaubwürdig, dem kann und werde ich mich auch im Rahmen des BDSM-Kontextes nicht in die Hände geben. Vertrauensbildung fängt bereits beim ersten Kontakt an. Wahrhaftigkeit enthält Wahrheit, Ehrlichkeit, Unverstelltsein, das Vermögen, sich nicht in virtuellen Scheinwelten zu beweihräuchern, sondern sich der Realität zu stellen und damit Schritt für Schritt sich dem anderen anzunähern.

Auch das ist mir wichtig: Nicht mit der berühmten Tür ins berüchtigte Haus zu fallen, sondern ein Gespür füreinander zu entwickeln, wann der richtige Zeitpunkt ist, gemeinsam einen nächsten Schritt zu gehen. Entwicklungen brauchen Zeit, auch Gefühle brauchen Zeit und die sollte man einander geben.

Und ein wichtiger dritter Aspekt ist für mich das Kommunikationsvermögen. Die Fähigkeit, ständig einen ehrlichen Dialog zu führen – verbal, aber auch nonverbal. Nur so kann man beieinander bleiben, wird lesbar und kann den Partner lesen.

Die Strafe

Durch ein neues Thema im Gentledom-Forum, das nach Strafen bei Verspätungen des devoten Parts fragt, erinnerte ich mich an eine Geschichte, die ich bereits vor einigen Jahren schrieb und auch in den Schattenzeilen veröffentlichte, wo ich als Autorin unter meinem alten Pseudonym rhapsody gelistet bin. Ich möchte dem geneigten Leser und Besucher meines Blogs diese Geschichte nicht vorenthalten.

***

Die Strafe

Ich schaue auf die Uhr und mein Herzschlag beschleunigt sich. Ich werde nicht pünktlich sein. Warum nur musste mir Karin über den Weg laufen? Ich mag sie ja ganz gern, doch wenn sie einmal beginnt, von all ihren wilden Flirts, die dann doch jedes Mal wieder in heftigem, aber meist nur kurzem Liebeskummer gipfeln, zu erzählen, findet sie kein Ende. Da sie mir aber in all den Jahren eine zuverlässige Freundin und Gesprächspartnerin war, konnte ich sie nun nicht stehen lassen und trank mit ihr einen Kaffee, bei dem wir beide ein wenig die Zeit vergaßen. Ich mochte sie nicht unterbrechen, denn sie war auch immer für mich da, wenn mir etwas auf der Seele brannte. Und nun würde ich zu spät nach Hause kommen, etwas, was du verständlicherweise gar nicht dulden würdest.

Hastig steige ich die Treppen hoch und öffne die Wohnungstür. Mit fliegenden Händen hänge ich meinen Mantel auf den Bügel, werfe einen prüfenden Blick in den hohen Garderobenspiegel und sehe dabei meinen gehetzten Gesichtsausdruck. Fast eine Viertelstunde habe ich mich verspätet und ich bin noch nicht einmal so zurechtgemacht, wie du es mir für diese Woche aufgetragen hattest. Sicher wird eine Strafe mich erwarten. Schnell husche ich in mein Zimmer, entkleide mich und ziehe mir das zarte, seidene Hemdchen an. Nun noch die schwarzen Halterlosen. Vorsichtig streife ich sie über meine Beine, bemühe mich um ein wenig Ruhe, damit ich das zarte Gewebe in meiner Hektik nicht zerreiße. Schnell noch etwas dezenten Lippenstift aufgetragen und ein paar Tröpfchen meines Parfums, dessen Duft du so sehr an mir magst, auf Schläfen und in die Halsbeuge getupft. Dann bürste ich mit zügigen Strichen meine langen schwarzen Haare, bis sie in weichen Wellen auf meine Schultern fallen. Fertig. Endlich. Ich hole tief Luft. Ruhig. Bleib ganz ruhig, ermahne ich mich. Wenn ich ihm erkläre, dass ich aufgehalten wurde, wird er mich sicher verstehen und nicht zu hart bestrafen.

Ich gehe in das Kaminzimmer. Dort sitzt du in einem tiefen Sessel, liest in einem Buch und hast einen Tee neben dir stehen, dessen aromatischer Duft den Raum ausfüllt. Es ist still. Nur das leise Knistern des brennenden Holzes ist zu hören. Du würdigst mich keines Blickes, so trete ich in die Ecke neben dem Kamin, an den Platz, den du mir für diese Woche zugewiesen hast. Ich senke den Blick, stehe ganz ruhig da. Du schaust kurz auf die Uhr, die auf dem Kaminsims steht und wendest dich dann wieder deiner Lektüre zu. Leise raschelt es, als du umblätterst. Ich stehe ganz still, warte auf deine Frage nach meiner Verspätung. Doch du sagst nichts. Ich möchte erklären, doch ich darf in diesem Raum nicht ungefragt sprechen. Wie soll ich mich nur verhalten? Gestern wolltest du, dass ich dich inspiriere, indem ich meinen Körper selbst liebkoste. Könnte es schaden, wenn ich das nun auch wieder täte? Sicher würde es dir gefallen, denn ich weiß, wie sehr du meinen Anblick magst, wenn ich in stiller Versunkenheit die Hände über meine Haut gleiten lasse. Gestern hattest du mich dabei lächelnd betrachtet, bis es dich nicht mehr in deinem Sessel gehalten hatte.

Zögernd gleitet meine Hand unter mein Hemdchen. Ich beginne, meine Brüste zu streicheln. Die zarte Seide hat sich nach oben geschoben, sodass du meine Nacktheit sehen könntest, wenn du nur einmal zu mir schauen würdest. Doch du gönnst mir keinen Blick. Meine andere Hand liegt auf meinem Bauch, wandert nun zwischen meine Beine. Ich erschaudere, seufze leise, als meine Finger in einer sanften Bewegung meine Scham teilen und die empfindsamen Stellen berühren. Warum nur reagierst du nicht? Gestern machte es dich so geil und längst hattest du deine Hose geöffnet und mich vor dir niederknien lassen, um meinen Mund mit deiner harten Männlichkeit zu füllen. Und heute? Du reagierst nicht, bist in dein Buch vertieft. Meine Berührungen lassen mich erschaudern und ich seufze, lecke mir unbewusst über meine Lippen und streichle mich selbstvergessen weiter.

Endlich spüre ich deinen Blick auf mir. Ich wage nicht, dir ins Gesicht zu sehen, halte meinen Blick gesenkt. Ich höre, wie du dein Buch weglegst. Meine Augen heften sich auf deine Hände, die die Schnalle deines Ledergürtels öffnen, so, wie du es auch gestern getan hattest. Ich lächle. Doch dann erstarre ich, denn ich sehe, wie du deinen Gürtel aus den Schlaufen der Hose ziehst und sie nicht wie gestern öffnest. Ein angstvolles Beben erfüllt mich. Was hast du vor? Fast spielerisch gleiten deine Hände über das Leder. Dann erhebst du dich geschmeidig aus deinem Sessel und trittst zu mir. Zitternd möchte ich vor dir niederknien, doch du lässt es nicht zu. Mit festem Griff fasst du mir in meinen Nacken, lässt mich erstarren. Schon finde ich mich bäuchlings über der Sessellehne wieder, noch immer deine Hand in meinem Nacken, die mich unbarmherzig festhält und nieder drückt. Ich stütze mich ab, möchte mich wehren, doch kann es nicht. Angst erfüllt mich. Die andere Hand fasst mir zwischen die Beine, um sie ein wenig auseinander zu drücken. Ich gebe nach, stehe dadurch ein wenig stabiler, fühle mich aber offen und verletzlich. Dieses Gefühl verstärkt sich noch, als du mir mein Hemdchen nach oben schiebst.

Du löst deine Hände von mir und ich wage nicht, mich zu bewegen, spüre nur deine männliche Präsenz neben mir und sehe deine Hände, sehe, wie du langsam einen Teil des Gürtels um deine rechte Hand schlingst. Ich bin wie erstarrt, denke nur noch: ´Nicht der Gürtel. Nicht das, bitte.´ Doch es geht kein Wort über meine Lippen, denn ich darf nicht reden, weiß auch, dass es dadurch nicht besser werden würde. Du trittst zurück und verlässt damit das Blickfeld meiner Augen. Dann trifft mich der erste Schlag. Ein heftiger Schmerz erfüllt mich und ich beiße auf meine Lippen. Das war kein Schlag, der meiner, unserer Lust dienen sollte. Es war ein strafender Schlag. Wieder und wieder spüre ich das Leder auf meiner Haut, die zu glühen beginnt. So strafst du mich. Längst schon laufen Tränen über mein Gesicht, doch es interessiert dich nicht. In einem unbarmherzigen Rhythmus tanzt das harte Leder auf mir, bis dein Handgelenk schmerzt. Noch immer hast du nicht ein Wort zu mir gesagt. Ich wimmere, scheine nur noch aus Schmerz zu bestehen, zittere angstvoll, erwarte die nächsten Schläge, doch du lässt nur den Gürtel vor mir zu Boden fallen und verlässt schweigend den Raum, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen.

Noch immer liege ich über die Lehne des Sessels gebeugt, wage nicht, mich zu rühren. Es ist vorbei, doch mein schmerzender Körper spricht eine eigene Sprache. Langsam versiegen meine Tränen und ich schluchze nur noch leise, nicht mehr vor Schmerz, sondern weil ich spüre, dass diese Strafe sehr gerechtfertigt war. Ich war zu spät gekommen, hatte mich Karin gewidmet und die Zeit und damit ihn vergessen. Ich hatte mein Handy dabei, hätte ihn informieren können. Warum nur habe ich das nicht getan? Und dann? Statt geduldig auf die Anweisungen zu warten, habe ich selbst entschieden, habe mich auch noch lustvoll berührt ohne zu wissen, ob das in seinem Sinne wäre. Eigenmächtig hatte ich versucht, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Wie anmaßend das doch war. Die Härte seiner Strafe war also durchaus angemessen.

Was konnte ich nun noch tun? Er hatte mir gezeigt, wo mein Platz ist, hatte mir für diese Woche einen Platz zugewiesen. Noch einmal schüttelt mich ein Schluchzen. Ich richte mich auf, streiche mein Hemdchen glatt und trete wieder in meine Ecke neben dem Kamin. Ganz still und aufrecht stelle ich mich hin, den Blick gesenkt. Ich würde warten, auf ihn warten, egal wie lange. Und ich würde ihm dadurch zeigen, dass ich begriffen hatte, dass es durchaus einmal zu Unregelmäßigkeiten kommen kann, aber Unachtsamkeit und Ungeduld bestraft werden müssen. Noch einmal wird mir das nicht passieren, schwöre ich mir und ein erstes, sanftes Lächeln stiehlt sich in meine Mundwinkel.

© Selina B.

Bondage – die Magie der Seile

Bondage, schon die erste Berührung des Seils auf meiner Haut lässt mich eine ganz andere Bewusstseinsebene betreten. Meine Sinne werden fokussiert. Reize der sonst so alltäglichen Außenwelt treten in den Hintergrund. Meine Wahrnehmung liegt ganz auf dem Seil, das sich mehr und mehr um meinen Körper legt. Und mit jeder Schlinge, mit jedem Knoten wächst meine Wehrlosigkeit, aber auch meine absolute Hingabe an meinen Herrn, an den Augenblick, an mich selbst. Das Seil bringt mich sozusagen ins Gleichgewicht, lässt mich die Fesseln des Alltags mit all seinen Verantwortlichkeiten und Forderungen abstreifen. Alle inneren Kämpfe legen sich zumindest für diesen Moment, es ist wie eine Art der Erdung, des Balancefindens, weil Widrigkeiten des Lebens in diesem Moment absolut unwichtig werden. Ich kann ja, gefesselt, hilflos, wie ich bin, dann nichts daran ändern, muss sie hinnehmen, sodass sie in den Hintergrund treten dürfen.
Zugleich aber werde ich empfänglicher für all die Reize, die ich geschenkt bekomme – die sanft streichelnde, warme Hand auf meiner Haut, die Lockungen, Verlockungen, hocherotischer Berührungen, der geschenkte Schmerz, den ich viel leichter für mich annehmen kann, wenn ich wehrlos bin, weil wie eben beschrieben jedes Ankämpfen sinnlos wäre. Indem ich diese Fesselung und meine damit verbundene Hilflosigkeit zulasse, zeige ich tiefstes Vertrauen. Lust und Schmerz, Stille oder begleitender Dirty Talk, Berührung oder auch (zeitlich begrenzte, weil vielleicht sogar mit Sinnesentzug verbundene) Isolation – all das sind Bausteine der Brücke zwischen meinem Herrn und mir. Mein Zulassen und mich Fügen sind Zeichen meiner absoluten Hingabe. Gegenwehr wird sinnlos, oft auch die Gegenwehr gegen innere Barrieren, die man sonst nicht abzutragen vermag. Aber ebenso spüre ich dann eben jene absolute Hingabe meines Herrn auch an mich, seine Wertschätzung, ja, seine Verehrung, denn nur ich bin es, die er in dieses kunstvoll geschlungene Netz aus Seilen und seiner Liebe einhüllt.
Mal davon abgesehen, ich bin Ästhetin, liebe die Schönheit geschlungener Seile und Knoten auf der Haut, die ja auch den Körper in eine bestimmte Form und Haltung zwingen. Der Herr wird dann zum Künstler, die Sub / Sklavin / die Gefesselte zum Kunstwerk, den Blicken und Berührungen und der Bewunderung ausgeliefert. Und die Spuren nach dem Entfernen der Seile als Zeichen dieser tiefen Verbundenheit trage ich zu Recht mit Stolz.
Das Lösen der Knoten, das Fallen der Seile am Ende ist wie ein schrittweises Zurückholen in die Wirklichkeit, in der mich, egal wie verwurstelt die Seile sein mögen, zuallererst die umarmende Wärme meines Herrn erwartet. Das große Aufräumen kann dann warten.

© Selina B.

Mein Leben in und mit einem Machtgefälle

In einem noch recht jungen Forum wurde die Thematik angesprochen, wie man innerhalb einer Beziehung mit dem Machtgefälle umgeht und ob das dauerhaft überhaupt lebbar ist. Eine wirklich interessante Fragestellung, zumal einem immer wieder gerade auch bei Anfängern und Menschen, die sich eben erst mit dieser Materie auseinandersetzen, große Missverständnisse entstehen können, wenn sie sich an den Klischees einer teils unwissenden Allgemeinheit orientieren, begünstigt durch all die Worte, die inzwischen in den Weiten des Internets kursieren.

Doch nun versuche auch ich einmal, diese Fragestellung bzw. die zugegebenermaßen zwangsläufig subjektive Antwort darauf zu geben, auch wenn man damit Bücher füllen könnte.

Ich lebe nun schon seit 5 Jahren in einer Beziehung, die man mit Fug und Recht als D/s-Beziehung bezeichnen darf, die ebenfalls SM-Charakter trägt. Wir leben zusammen, haben einen gemeinsamen Haushalt, sind beide berufstätig – ganz normal eben, wenn da nicht unsere dunkelbunten Sehnsüchte wären, die auch ausgelebt werden (wollen). Wer nun meint, ich als diejenige, die die Machtergreifung über mich selbst zulässt, würde nun den lieben langen Tag auf Knien rutschend unterwürfigst winselnd und in Ketten, die ja auch so wunderbar scheppernde Musik machen, dem Herrn dienen, der natürlich eben diesen lieben langen Tag es sich im Fernsehsessel bequem macht und die Beine hochlegt, der irrt gewaltig.

Leben im und mit einem Machtgefälle bedeutet für uns zum einen, dass die Wesensart des Partners jederzeit abrufbar ist, man sich aber sicher sein kann, dass mit dieser Abrufbarkeit verantwortungsvoll umgegangen wird. Ich weiß, dass jederzeit auch nur ein Wort, ein Blick, eine Geste dieses Machtgefälle herstellen kann. Man darf nicht vergessen, auch in einer solchen Beziehung wollen Alltag und Beruf gelebt werden, müssen gelegentlich Probleme gelöst und Krisen gemanagt werden. Und die Frau in mir würde verkümmern, wenn wir nicht in der Lage wären, miteinander auf Augenhöhe umzugehen und gute Gespräche zu führen, in denen „Ja, mein Herr.“ und „Danke, mein Herr.“ und „Stets zu Diensten.“ einfach keinen Platz haben. Im Gegenteil, oft genug ist eben das selbstreflektierende Gespräch notwendig, immer das ehrliche Wort, dass vielleicht der Sklavin in mir nicht über die Lippen kommt, weil sie es nicht wagt oder in ihrer emotionalen Be- und Gefangenheit das nicht kann. Die Frau, der Mensch jedoch kann das sehr wohl und möchte ebenfalls ernst genommen werden. Wir sind durchaus in der Lage, miteinander zu lachen, die Nächte bei einem Glas Rotwein oder auch zweien durchzudiskutieren oder zu philosophieren und uns unauffällig unter Menschen zu bewegen, die der Meinung sind, unsere Veranlagungen und die Art und Weise unseres Zusammenlebens wären pervers.

Auf der anderen Seite bedeutet dieses Leben mit und in einem Machtgefälle aber auch, dass die Wahrnehmung auf den anderen sehr stark ausgerichtet ist, man oft unbewusst die kleinsten Signale einfängt, die er als dominanter Part und ich eben als Devota aussende. Das können Klangfarben sein, die Wortwahl, die Körpersprache – die Bandbreite ist sehr groß. All das ist es aber, was uns in unserer Beziehung füreinander sensibilisiert hat und authentisch macht. Eben diese Signale waren es und sind es noch immer, die uns zueinander führten und noch heute ein starkes Bindeglied zwischen uns beiden darstellen.

Für uns ist diese Art des Miteinanders so tiefreichend, dass wir uns weigern, diversen auch gerade durch das Internet vorgegebenen Klischees zu entsprechen. Wir leben zusammen und spielen unser Leben nicht. So, wie mein Partner für seine Erfüllung die Macht über mich braucht, kann ich die meinige nur finden, indem ich sie ihm gewähre. Und gibt es schöneres, als dieses gegenseitige Erfülltsein in einer Beziehung?

Wahrhafte Demut

Demut und Devotion entspringen einem Gefühl sehr tief empfundener Hochachtung. Diese aber kann man nur entwickeln, wenn man in der Lage ist genau hinzusehen, einen wachen Geist besitzt und die Fähigkeit zu emotionaler Tiefe. Beides bedeutet nicht, aus Angst sich zu beugen oder zu verbiegen oder gar aus der Feigheit, sich mit diversen vielleicht sogar unangenehmen Lebensumständen auseinandersetzen zu müssen. Demut verlangt immer auch eine starke Persönlichkeit, die sich aus tiefstem Berührtsein (ver)beugt, danach aber in der Lage ist, sich wieder aufzurichten. Es ist niemals Lebensunfähigkeit. Oft genug sind mir Menschen begegnet, die ihr kaum vorhandenes Selbstwertgefühl, ihre Unfähigkeit mit Konflikten umzugehen, ihre Unsicherheit im Umgang mit Menschen ganz schnell hinter den Begriffen Demut, Devotion oder Submission zu verbergen versuchten. Wahre Devotion verlangt nach wahrhafter Dominanz, die ebenso nur und ausschließlich von einer starken Persönlichkeit ausgehen kann. Entwickelt sich hier eine funktionierende Kommunikation auf allen Ebenen, kann eine dieser wunderbar tiefen Verbindungen entstehen, die beiden Erfüllung bringt.

Das Gemälde

Mit flinker Hand grundierst du mich,
schaffst eine Schicht warmer Röte
auf unschuldig heller Haut.

Mit kundiger Hand berührst du mich,
malst in mir ein Bild von Nähe und Glück
auf die Seiten meiner Sehnsucht.

Mit gekonntem Pinselstrich
setzt du nun mit lederner Peitsche
Linie für Linie auf meinen Körper.

Mit deiner Liebe berührst du mich,
setzt Kontraste mit zarten Lippen und schmeichelnder Hand,
sodass ein Gemälde entsteht

aus Traum und Wirklichkeit,
aus Vertrauen und Hingabe,
aus Liebe und Schmerz.

© Selina B.

Der Kokon – eine Liebeserklärung

Du webst einen Kokon der Macht und der Liebe um mich, einen Kokon aus unsichtbaren Fesseln, der mir Geborgenheit schenkt und das Gefühl verleiht, unendlich vertrauen zu können, sodass ich mein Schicksal, meinen Geist, meine Seele und meinen Körper in deine Hände geben kann, wissend, dass du mich behütest, achtest und ehrst, eben weil ich so bin, wie ich bin … stark in meiner Verletzlichkeit, voller Demut, Sinnlichkeit und Hingabe. So spinnt sich ein feines Netz sinnlicher Magie zwischen uns, welches uns Sicherheit gibt und hält in den Stürmen des Lebens.

© Selina B.

Flügel aus schwarzem Leder

Die blaue Stunde, die Zeit der Dämmerung, in der an klaren Tagen das Blau des Himmels besonders intensiv leuchtet und alles andere daneben in einen goldenen Glanz taucht. Die mystische Stunde, in der sich der Tag verabschiedet und die Nacht ihren ersten Schritt im Zeitenlauf wagt.

Linda saß auf ihrem Balkon. Ein Glas Rotwein stand vor ihr auf dem kleinen Tisch neben ihrem Netbook, mit dem sie bis eben noch mit jenem Mann gechattet hatte, mit dem sie seit Monaten eine Fernbeziehung pflegte. Viele hundert Kilometer trennten sie voneinander und nur hin und wieder konnten sie einander treffen um sich nahe zu sein. Über all die Wochen und Monate zeigte sich, dass ihr Fühlen und Denken miteinander im Einklang war, dass es mehr gab als ihre gemeinsame Passion und sie beide dadurch auch auf wunderbar menschliche Weise verband. Sie sprachen nur hin und wieder über Themen wie Bondage, Schmerz und Lust. Anderes war ihnen ebenso wichtig. Die Liebe zur Kunst, gemeinsame Theaterbesuche oder einfach nur die ganz alltäglichen Ereignisse, die Beruf und Erleben im täglichen Auf und Ab mit sich brachten, besprachen sie in einer Vertrautheit, die sich über all die Zeit zwischen ihnen entwickelt hatte.

Als sie sich das letzte Mal vor einem Monat trafen, bekannten sie einander, dass sie ohne den anderen nicht mehr sein mochten, dass es endlich eine Lösung geben müsse, um die allzu große Distanz zu überwinden. Als stellvertretender Geschäftsführer einer angesehenen Firma konnte er es sich nicht leisten, anderen Ortes einen Neuanfang zu wagen.

Linda liebte ihre Arbeit in einer kleinen Buchhandlung der Stadt, in der sie lebte. Nebenbei hatte sie sich immer noch ein wenig Geld zusätzlich verdient, indem sie für einen angesehenen Verlag Lektoratsarbeiten ausführte. Doch sie hatte sich in der Großstadthektik nie wirklich zu Hause gefühlt. Sie sehnte sich nach Stille und den Blick ins Grüne. Er lebte auf dem Land, jedoch in unmittelbarer Stadtnähe, sodass der Durst nach Kultur und all den Annehmlichkeiten, die eine Stadt zu bieten hatte, durchaus gestillt werden konnte. Nach der Trennung von seiner Frau hatte er sie ausgezahlt, sodass er sein schmuckes Häuschen am Rande eines kleinen Wäldchens ganz allein bewohnte. Linda hatte sich umgehört, hatte Buchläden und Verlage in seiner Nähe kontaktiert, hatte Bewerbungen geschrieben, hatte gebangt und gehofft und gewartet. Vor einer Woche bekam sie Post von einem der Verlage mit einer Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Ohne ihm etwas davon zu erzählen, fuhr sie die vielen Kilometer. Wie ein Mantra sprach sie auf der Fahrt immer wieder die Worte: „Ich bin gut. Ich kann das. Ich schaffe das.“ Aufgeregt und voller Hoffnung stellte sie sich vor, zeigte Arbeitsproben, gab sich locker, obwohl ihr all die Zeit das Herz bis zum Zerspringen pochte. Man entließ sie mit dem Hinweis, dass sie voneinander hören würden.

Linda griff nach ihrem Rotweinglas, schaute in den tiefblauen Himmel und lauschte dem Summen der Insekten und dem Abendlied eines kleinen Vogels aus dem nahe gelegenen Park. Ein Lächeln stahl sich in ihre Mundwinkel. Heute, an ihrem ersten Urlaubstag, bekam sie einen Anruf. Eine freundliche Stimme teilte ihr nach der Frage, ob sie noch immer interessiert wäre, mit, dass der Vertrag zur Unterzeichnung vorbereitet sei. Der Weg zu ihm stand ihr nun offen. Glücklich erzählte sie ihm heute im Chat von ihrem Erfolg. Es irritierte sie, dass von ihm erst einmal keine Reaktion kam. Stille, kein Wort kam von ihm. Nur ein winziges: „Moment bitte.“ Doch dann schrieb und schrieb er, sagte ihr, wie sehr sie ihn überrascht habe, dass er kaum noch damit gerechnet habe, dass sich ein Weg zueinander finden würde. Er schmiedete Pläne und aus jedem seiner Worte sprach seine Freude, sein Glück, seine Liebe zu ihr. Viel zu wenig Zeit hatten sie, da er noch einen geschäftlichen Termin wahrnehmen musste. Er verabschiedete sich mit den Worten: „Meine Linda, meine Kleine, du wirst in den nächsten Tagen ein kleines Paket von mir bekommen. Was ich dir darin sende, habe ich schon einige Zeit hier liegen. Doch ich wollte es nur der Frau geben, die tatsächlich bereit ist, den wirklichen Schritt zu mir zu gehen. Erwarte keinen Ring oder eines dieser klischeebehafteten Symbole. Erwarten darfst du das Zeichen meiner tiefen Liebe zu dir.“ Er wollte das noch heute in die Post geben, damit sie nicht zu lange darauf warten musste. Bis sie das Paket nicht geöffnet hatte, durfte sie nicht mehr mit ihm chatten oder ihn anrufen. Linda hoffte nur, dass sie nicht allzu lange warten musste.

Aus dem Blau der Dämmerung war inzwischen Nacht geworden und Linda fröstelte. Sie nahm sich ihr Weinglas und ihr Netbook und ging in ihre Wohnung, wo sie sich ein gutes Buch nahm, um ihre Gedanken wenigstens ein bisschen in eine andere Richtung zu lenken.

***

Zwei Tage musste Linda warten. Zwei Tage, in denen ihr die Minuten wie Stunden vorkamen und die Zeit so gar nicht vergehen wollte. Zwei Tage, in denen sie sich fragte, wie das Zeichen seiner Liebe aussehen mochte. Als sie endlich das Paket in den Händen hielt, wagte sie zuerst nicht, es zu öffnen. Sie kam sich vor wie damals als kleines Mädchen, wenn zu Weihnachten endlich die Geschenke ausgepackt werden durften und sie diese Stimmung der Vorfreude auf erfüllte Wünsche dadurch verlängern wollte, indem sie das Auspacken so lange hinauszögerte, bis ihre Geduld dann doch nicht mehr ausreichte.

So wie damals löste sie ganz bewusst die Verpackung. Das Paket aufzureißen wäre in ihren Augen ein nicht wieder gutzumachender Frevel gewesen. Nachdem sie das Klebeband gelöst und das Packpapier beiseitegelegt hatte, öffnete Linda den Karton. Sie sah schwarzes Seidenpapier, in dem etwas eingepackt war. Darauf lag ein Briefumschlag, den sie in die Hand nahm. Sie entnahm zwei dicht beschriebene Blätter und begann zu lesen:

Meine geliebte Linda, meine Frau, Partnerin, Freundin und meine Sklavin,

ich hatte schon nicht mehr daran geglaubt, dass für uns beide eine gemeinsame Zukunft möglich wäre. Von dir zu verlangen, dass du alles für mich aufzugeben habest, erschien mir zu vermessen. Ich selbst aber konnte mich auch nicht aus dem lösen, was mein Leben hier ausmacht. Wir sprachen so oft darüber und suchten nach Lösungen. Umso mehr weiß ich zu schätzen, was es für dich bedeutet, den endgültigen Weg zu mir einzuschlagen, öffnest du damit doch die Tür in unsere gemeinsame Zukunft. In meinen Augen ist das ein eindeutiges Zeichen deiner Liebe und deines Wollens, das mein Herz mit unsagbarer Freude erfüllt. Ich sehne den Tag herbei, an dem ich dich endgültig in meine Arme schließen darf.

Meine kleine Linda, hier und heute möchte ich dir ein Zeichen meiner Liebe schenken, ein Zeichen, das nicht den gängigen Klischees entspricht und ein Versprechen und eine Botschaft an dich beinhaltet. Ich schenke dir Flügel aus schwarzem Leder. Indem ich dich mit ihnen binde, werde ich deine devote Seele befreien und sie zum Fliegen bringen. Sie sind Zeichen meiner Macht und sinnlichen Dominanz, die deine vollkommene Hingabe als die wahre Macht begreift. Dein Vertrauen wird zu meiner Verantwortung und diese verlangt von mir, deinem Körper, deinem Herzen und deiner Seele Schutz zu bieten und eine Insel der Geborgenheit zu schaffen. Indem ich deinen Körper bändige, werde ich dir so manche Verweigerung bewusst machen, dich an Grenzen und darüber hinaus führen und deine, unsere Lust entfesseln. Diese Fesseln aus schwarzem Leder werden unser Einssein mit Fordern und Ergeben erfüllen und Spuren auf unser beider Seelen hinterlassen. Durch sie wirst du Halt, Mut und Stärke finden und Heilung so mancher Wunden der Vergangenheit erfahren. Du wirst dich vor mir beugen, denn ich werde deinen Geist und deine Seele berühren. Dadurch werde ich deine Hingabe einfordern und deine Demut wecken. Ich werde von meiner Macht trinken und eine sonst so farblose Welt in allen Farben erstrahlen lassen. Gefesselt und nichts sehend, werde ich die Dunkelheit zum Leuchten bringen und aus deinen Schreien eine Melodie der Lust komponieren.

Ich erwarte von dir, dass du diese Fesseln, diese Flügel aus schwarzem Leder aufrecht und stolz tragen wirst. Nur so wird es mir möglich sein, dich vollkommen für mich anzunehmen, da das der einzige Weg für unser beider Erfüllung ist. Denn nicht nur du wirst mir gehören, sondern auch ich werde ganz der Deine sein.

In Liebe und Ergebenheit

Dein Mann, dein Partner, dein Freund und dein Herr

Linda hatte beim Lesen kaum gewagt, Luft zu holen. So sehr hatten sie seine Worte berührt. Sie legte seine Zeilen beiseite und griff behutsam nach dem schwarzen Seidenpapier um das Geheimnis um die von ihm beschriebenen schwarzledernen Flügel zu öffnen. Sie entnahm dem Paket fünf Teile, die sie vor sich auf den Tisch legte. Der Duft nach frischem Leder erfüllte den Raum. Tief berührt ließ sie ihre Finger behutsam, fast zärtlich über das streichen, was er ihr als Zeichen seiner Liebe geschickt hatte. Vor ihr lag ein Halsband. Es war keines, wie sie es kannte, keines mit dem bekannten O-Ring. Dieses Halsband in edler Verarbeitung zierten drei D-Ringe und Linda sah bereits vor ihrem inneren Auge, was durch diese Ringe möglich wurde. Zu dieser Halsfessel gehörten zwei Handfesseln, die ebenfalls je einen D-Ring trugen, und Fußfesseln mit je zwei Ringen. Oh ja, sie würde diese Fesseln tragen, voller Stolz und Demut als Zeichen ihrer Liebe zu ihm. Diese Fesseln aus schwarzem Leder, die zu Flügeln werden würden durch seine Macht und ihre Hingabe – Flügel aus schwarzem Leder.

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